Capoeira Angola

Der genaue Ursprung der Capoeira ist bis heute nicht widerspruchsfrei belegt: Einige Mestres glauben, dass sie aus Afrika gekommen ist, andere versichern hingegen, dass sie von afrikanischen Sklaven in Brasilien während ihres Strebens nach Freiheit erschaffen wurde. Die historisch am besten belegte Version ist die Entstehung währen der Sklaverei. Nichtsdestotrotz wissen wir vom „Spiel des Zebra“ oder dem N’Golo, das, gespickt mit viel Gewalt, Teil eines Rituals ist, in dem die Heiratsrechte der Männer im Stamm ausgehandelt werden. Bis heute gibt es ein ähnliches Ritual in Katagun, Nigeria. Ein Zusammenhang zwischen der Capoeira und dem N’Golo ist allerdings wissenschaftlich nicht belegt.

Einer der Gründe, warum wir heute noch so wenig über den Ursprung der Capoeira wissen, ist, dass  der damalige Landwirtschaftsminister, Rui Barbosa,1890 alle Dokumente, die inhaltlich etwas mit der Sklaverei zu tun hatten, vernichten ließ. Die Zeit der Sklaverei sollte kein schlechtes Licht auf das moderene Brasilien werfen.

Der Großteil afrikanischer Sklaven kam aus dem späteren Angola. Der Legende nach waren sie geschickt und gut gebaut, was sie zu guten Arbeitern und Capoeiristas machte. Das Wort Capoeira ergab sich daher, dass die Sklaven in die Wälder flohen, die als Capoeira bezeichnet wurden. Die damaligen Herren schickten die „Capitães do Mato“, eine berittene Polizeigruppe, um die Sklaven wieder einzufangen. Die Sklaven griffen mit Füßen, Händen und dem Kopf an, verprügelten dieCapitães oder brachten sie um. Die, die es überlebten, kehrten zu ihren Herren zurück und wurden gefragt: „Wo sind die Neger?“ Die Antwort war: „Die haben uns in der Capoeira erwischt.“

Die Capoeira war also ein tödlicher Kampf. Auf den Fazendas (Farmen) war sie ein weniger offensives Spiel, weil sie unter den Blicken der Herren und der Capitães do Mato stattfinden musste. So mischten sich Elemente des Tanzes unter den Kampf des Widerstandes.

Der Name Capoeira Angola tauchte auf, als der Senhor de Engenho Sklaven beim Spiel erwischte und sagte: „Os Negros estão brincando de Angola.“ Dies waren eher seltene Vorkommen auf den Farmen. Viele Befreiungsaktionen von einem Großteil der Fazendas zeigten, dass die Capoeira sich als eine Waffe zur Verteidigung in den großen Wäldern entwickelte, in denen sich auch die Quilombos (Dörfer, in denen sich entflohene Sklaven organisierten) befanden.

1888 verbot das Lei Áurea die Sklaverei in Brasilien und 1890 wurde durch den Nationalkongress ein Gesetz zur Einwanderung erlassen, dass die Einwanderung von Asiaten und Afrikanern erlaubte. Capoeira war zu diesem Zeitpunkt durch das Strafgesetzbuch verboten. Rui Barbosa entschied am 14.12.1890, alle Dokumente über die Sklaverei in Brasilien zu verbrennen. Die Capoeira bestand trotzdem sie von Politikern genutzt wurde, um seine Gegner zu terrorisieren. Sie überstand nicht nur sondern wurde später zum Teil brasilianischer Nationalkultur. Damit tauchten auch die großen Namen der Capoeira Angola auf: Besouro Mangangá, Valdemar da Paixão, Totonho de Maré, Cobrinha Verde, Canjiquinha, Caiçara, Atenilo, Nagé Traíra, Pedro Mineiro, Porreta, Sete Morte, Bento Certeiro und der berühmte Vicente Ferreira Pastinha, der die Capoeira als seinen Weg des Lebens ausgesucht hat. Er praktizierte und lehrte Capoeira Angola viele Jahre und gründete das Centro Esportivo de Capoeira Angola, in Salvador/Bahia. Hier wurde er auch am 5.4.1889 geboren.

Mestre Pastinha ist der größte Name in der Capoeira Angola, der bis heute Paradebeispiel und Referenpunkt für viele Autoren ist. Pastinha war schon in Afrika um die Capoeira auf dem ersten „Festival de Artes Negras“ im Jahre 1966 zu präsentieren. Mit ihm waren Mestre João Grande, Mestre Gato, Mestre Gildo Alfinete, Mestre Roberto Satanás e Camafeu de Oxossi. Er verbreitete die Capoeira Angola in fast allen Ländern der Erde. Nicht nur in den Büchern Jorge Amados tauchte Mestre Pastinha als eine besonders charismatische Figur auf. Er starb am 13.11.1981 nach einem Leben für die Capoeira allerdings in Armut sogar ohne einen Platz zum wohnen. Während seines Lebens für die Capoeira versuchte er, die Fundamente der Capoeira Angola zu erhalten und fügte einige seiner eigenen Kreationen hinzu. Dazu gehören auch heute noch einige der „Chamadas“, die Anordnung der Instrumente in der Bateria und einiges anderes.

Bevor Mestre Pastinha seine Academia eröffnete gab es in der Capoeira weder eine Form der Uniformen noch eine Methodik des Lehrens. Die Menschen lernten durch Höhrensagen, wie Mestre Bimba gesagt hat. Man benutzte damals weiße oder einfach Alltagskleidung, wobei sowohl barfuß als auch mit Schuhen trainiert wurde. In Pastinhas academia wurde eine schwarz-gelbe Uniform mit Schuhen genutzt (Pastinha war Fan von Ipiranga war, eine Fußballteam aus Bahia, dass diese Farben trug. Auch wenn dies die Farben seiner academia waren, trug er selber weiß.). Daneben führte er einige chamadas ein, die er von seinem afrikanischen Mestre gelernt hat. Pastinha hat versucht die Fundamente von Capoeira Angola zu erhalten; heute spricht man von der Capoeira Pastinhas, wenn man Capoeira Angola sagt.

Wie dem auch sei, ich glaube, dass die Capoeira afro-brasilianisch ist und stimme nicht mit den Theorien überein, die sie als eine afrikanische Tradition sehen. Wenn wir bestreiten, dass die Capoeira nicht brasilianisch ist, vergessen wir den Verdienst von Millionen von Menschen, die litten und starben und die Capoeira dahin brachten wo sie heute steht. Wir sollten diesen Kampf nicht aufgeben wenn er schon halb gewonnen ist, da wir viel in der Capoeira lernen können.

Der Text stammt von der Stammseite der Gruppe Capoeira Gerais und wurde übersetzt von Tarzan.

Seite der Potsdamer Capoeira-Gruppe – Training mit professor estagiario Tarzan